UNI-INFO
Inhalt 5/2000

Hochschulpolitik

Die Kröte wird geschluckt
Uni muss 2001 4,62 Millionen zur Etatsanierung beitragen
Exakt 4,62 Millionen Mark muss die Universität Oldenburg im nächsten
Jahr zur Konsolidierung des Landeshaushaltes beitragen. Dabei soll es dann bis
zum Jahr 2006 bleiben.
Insgesamt sind die niedersächsischen Hochschulen mit 50 Millionen Mark
am Sparprogramm im Jahr 2001 beteiligt. Die Landeshochschulkonferenz (LHK) einigte
sich mit der Regierung auf diesen Betrag und erhielt als Gegenleistung die Zusicherung,
dass die jährlichen Zuwendungen des Landes danach auf dem derzeitigen Niveau
sicher seien. Dieser Betrag liegt in Oldenburg bei 151, 5 Millionen Mark, wovon
allerdings im Rahmen des Stellenabbauprogramms des Landes schon 2,5 Millionen
Mark abgehen.
Aufbringen will die Universität die 4,62 Millionen Mark, indem sie auf
die Rückerstattung der Kosten, die durch Tariferhöhungen 1999 und 2000
entstanden sind bzw. entstehen, verzichtet. Den Rest in Höhe von 1,5 Millionen
Mark müssen alle Einrichtungen der Universität gemeinsam aufbringen.
Wir müssen diese Kröte schlucken. Das ist schmerzlich, aber zu
verkraften, weil die Etatminderung auf das nächste Jahr beschränkt bleibt,
erklärte Präsident Prof. Dr. Siegfried Grubitzsch dazu. Ursprünglich
hatte das Land 75 Millionen Mark von Hochschulen verlangt. Dann wäre Oldenburg
mit über sechs Millionen Mark dabei gewesen.

Präsidium: Offenheit für neue Idee
Universitätleitung legt Selbstverständnis vor
Unter dem Slogan Wir schaffen Wissen hat das vierköpfige Präsidium
Leitsätze formuliert, die das Profil der Universität Oldenburg verdeutlichen
sollen und das Selbstverständnis der vierköpfigen Leitung kennzeichnen.
Nachfolgend der Wortlaut des Papiers, das auch im Internet abrufbar ist: www.uni-oldenburg.de/uni/wir-schaffen-wissen.htm
:
Einleitung
Studium, Lehre, Forschung, Weiterbildung sowie die Förderung des wissenschaftlichen
Nachwuchses sind den komplexen Herausforderungen der Kommunikations- und Wissensgesellschaft
im 21. Jahrhundert verpflichtet. Deshalb lenkt Offenheit für neue Ideen und
Entwicklungen in Gesellschaft und Wissenschaft unsere junge Universität.
Studium
Die Universität Oldenburg sieht in der Bildung und Ausbildung ihrer Studierenden
eine zentrale Aufgabe. Sie bietet nicht nur eine breite Palette zeitnaher Studienmöglichkeiten,
sondern hält auch ein umfangreiches Beratungs- und Informationsangebot bereit.
Zusätzlich fördert sie Initiativen, die den Campus für Studierende
zu einem attraktiven Lebensraum machen, der auch in der Freizeit zur Kommunikation
einlädt und vielfältige Möglichkeiten bietet, sich kulturell und
sportlich zu betätigen.
Lehre
Die Universität Oldenburg strebt eine Lehre von hoher Qualität an. Dies
setzt bei unseren Lehrenden die Bereitschaft zur Organisation produktiver Lernprozesse
voraus. Von den Studierenden wird erwartet, dass sie diese Angebote in verantwortungsvoller
Weise wahrnehmen. Vermittelt werden wissenschaftliche Methodik und Fachwissen
mit hohem Praxisbezug. Dabei steht die Ausbildung der Urteilsfähigkeit und
der Fähigkeit zur kritischen Gesamtschau im Vordergrund.
Forschung
Die Universität Oldenburg versteht sich als Ort der Förderung hervorragender
Forschungsleistungen im interdisziplinären Zusammenhang und der Heranbildung
wissenschaftlich qualifizierten Nachwuchses. Grundlagen- und anwendungsorientierte
Forschung ergänzen sich. Im Wettbewerb um Qualität und Ressourcen sind
alle Fächer ebenbürtig, wenn es um die Profilierung der universitären
Leistungsbereiche geht. Diese schließen den integrativen Gedanken der Nachhaltigkeit
für eine zukunftsverträgliche Entwicklung von Wissenschaft und Gesellschaft
ausdrücklich in ihre Arbeit ein. Ergebnis dieses Prozesses sind herausgehobene
Forschungsschwerpunkte.
LehrerInnenausbildung
Die Universität Oldenburg legt großen Wert auf die wissenschaftliche
Ausbildung von Lehrerinnen und Lehrern für alle Schulbereiche. Die integrierte
LehrerInnenausbildung ist eine der Säulen der wissenschaftlichen Arbeit unserer
Universität. Sie hat einen hohen Standard in Lehre und Forschung erlangt.
Die enge Kooperation mit Schulen garantiert ihre Praxisnähe.
Lebenslanges Lernen
Die Universität Oldenburg sieht wegen des raschen Wandels in der Gesellschaft
und der rasanten Vermehrung des Wissens eine wichtige Aufgabe in der Weiterbildung.
Unsere wissenschaftlichen, künstlerischen und beruflichen Weiterbildungsangebote
und -projekte eröffnen die Möglichkeit zu lebenslangem Lernen unter
breiter Einbeziehung von Fernstudien und neuesten technologischen Möglichkeiten.
Frauengleichstellung
Die Universität Oldenburg treibt die Gleichstellung der Frauen gezielt voran.
Sie sieht darin eine gemeinschaftliche Aufgabe aller Mitglieder in sämtlichen
Bereichen der Universität. Ein wichtiger Schritt zu diesem Ziel wird in den
Frauen- und Geschlechterstudien gesehen, deren Etablierung fortgeführt werden
soll.
Wirtschaft
Die Universität Oldenburg pflegt und vertieft ihre Kontakte zur Wirtschaft
und zu den Gewerkschaften und anderen wesentlichen gesellschaftlichen Institutionen
und Kräften. Die Kooperationen geben wichtige Impulse für die Lehre
und Forschung in zahlreichen Wissenschaftsdisziplinen. Umgekehrt kann auf diese
Weise die Wissenschaft mit ihren Erkenntnissen entscheidende Beiträge für
die Wirtschafts- und Arbeitswelt leisten. Eine verantwortungsvolle Entwicklung
und die rasche Weitergabe von wissenschaftlich-technischen Innovationen in die
regionale und überregionale Wirtschaft ist ein wichtiger Beitrag der Universität
für die Gesellschaft.
Regionale Einbindung
Die Universität Oldenburg trägt eine besondere Verantwortung für
die Region, zu deren wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Problemlösungen
sie beiträgt. Als geistiges und kulturelles Zentrum des Nordwestraumes bietet
sie der Bevölkerung zudem umfangreiche Möglichkeiten, an Lehrveranstaltungen
(wie z.B. dem studium generale) teilzunehmen und universitäre Dienstleistungen
(beispielsweise Bibliothek, Sport) zu nutzen.
Internationalität
Die Universität Oldenburg vermehrt ihre internationalen Kooperationen in
Forschung und Lehre, die dem Austausch von Studierenden sowie Wissenschaftlerinnen
und Wissenschaftlern nutzen. Außerdem orientiert sie ihre Studiengänge
an jetzige und künftige Anforderungen des internationalen Umfeldes, um die
Berufschancen ihrer Absolventen und Absolventinnen zu verbessern und die Attraktivität
der Universität für ausländische Studierende zu erhöhen.
Nachhaltigkeit
Wissenschaft und Forschung an unserer Universität sind dem integrativen Gedanken
der Nachhaltigkeit für eine zukunftsverträgliche Entwicklung der Gesellschaft
in allen Bereichen verpflichtet. Sie bekennt sich zu einer Mitverantwortung für
die Qualität des Lebens kommender Generationen. Interdisziplinarität
bietet dabei eine besondere Chance zu wissenschaftlicher Innovation und für
eine umfassende Bewältigung von Problemstellungen im Interesse der Menschen.
Gesellschaftliche Verpflichtung
Die Universität Oldenburg ist den Werten einer offenen und demokratischen,
auf aktive Toleranz und Chancengleichheit setzenden Gesellschaft verpflichtet.
Sie setzt sich als Institution aktiv für den Erhalt der wissenschaftlichen
und gesellschaftlichen Grundwerte ein. Sie bekennt sich zur Verantwortung der
Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen, die Öffentlichkeit über ihre
Tätigkeit zu informieren und Probleme der Gesellschaft aufzugreifen, um auf
diese Weise einen spezifischen Beitrag zur öffentlichen Urteils- und Meinungsbildung
zu leisten.

Keine strukturellen Entscheidungen ohne Abstimmung mit dem
Partner
Neuer Kooperationsvertrag mit der Partneruniversität Bremen noch verbindlicher
ie Universitäten Oldenburg und Bremen haben einen weitreichenden Kooperationsvertrag
abgeschlossen, der die Zusammenarbeit beider Universitäten stärker konkretisiert
und auf lange Sicht ordnet. Prof. Dr. Siegfried Grubitzsch, Präsident der
Universität Oldenburg, und Prof. Dr. Jürgen Timm, Rektor der Universität
Bremen, sagten dazu übereinstimmend, strukturelle Entscheidungen würden
künftig nicht mehr ohne Blick und Abstimmung auf die Partnerhochschule gefällt
werden können. Dabei gehe es darum, die Profile beider Universitäten
in Forschung und Lehre zu stärken und eine attraktive Wissenschaftsregion
Nordwest zu schaffen.
Die Zusammenarbeit ist in ihrem weitreichenden Charakter bundesweit einmalig
zumal sie auch Grenzen der auf ihre Kulturhoheit achtenden Länder
überwindet. Die Kooperation ermöglicht StudentInnen, an beiden Universitäten
gleichzeitig zu studieren und Fächerkombinationen zu belegen, die ihnen von
einer Universität nicht geboten werden. WissenschaftlerInnen können
an beiden Universitäten lehren und Mitglied beider Lehrkörper werden.
Um in Lehre und Forschung ein möglichst vielfältiges Angebot zu erreichen,
werden die Ausschreibungen von Professuren genau miteinander abgestimmt.
Große Bedeutung gibt der Oldenburger Präsident Grubitzsch auch der
Zusammenarbeit im Bereich von Multimedia. Wir wollen in Zukunft in der Lehre
das Internet stärker nutzen und den Studierenden Lehrangebote zur Verfügung
stellen, die ihnen Wege in die Partneruniversität ersparen. Die virtuelle
Universität Bremen-Oldenburg wird auf den Weg gebracht, sagte er wörtlich.
Weiter betonte er, die 1992 erstmals vereinbarte Zusammenarbeit habe auch dafür
gesorgt, dass die Wissenschaftsressorts beider Länder ihre Planungen stärker
aufeinander abstimmten.
Der Bremer Rektor Timm erklärte, die Zusammenarbeit stärke die Position
beider Universitäten im zunehmenden Wettbewerb. Es gebe keine Alternative
zur Kooperation, wenn man den Nordwesten zu einer attraktiven Wissenschaftsregion
machen wolle. Für Studierende verbessere sich das Angebot und die Qualität
der Lehre, in der Forschung würden durch gemeinsame Schwerpunkte günstige
Bedingungen geschaffen, um mehr Drittmittel für beide Uniiversitäten
einzuwerben. Timm wörtlich: Wir können mit den großen Zentren
nur gemeinsam konkurrieren.

Kooperationen
Gleich zwei Kooperationsverträge unterzeichnete Prof. Dr. Siegfried Grubitzsch
am 15. Mai in der Universität. Mit Vizepräsident der Grand Valley State
University (GVSU), Prof. Dr. Glenn Niemeyer (GVSU), wurde der Austausch von Studierenden
und Wissenschaftlern vereinbart. Die GVSU liegt in der Nähe von Grand Rapids,
der zweitgrößten Stadt Michigans (USA). In sieben Fakultäten sind
ca. 17.000 StudentInnen immatrikuliert. Der Kontakt entstand über das Oldenburger
Institut für Chemie und Biologie des Meeres (ICBM) und dem Water Research
Institute der Grand State University.
Im Bereich der Sonderpädagogik bestehen bereits seit 1995 Kontakte mit
der University of Jordan in Amman und mündeten jetzt in einem Vertrag, den
Grubitzsch mit dem Vizepräsidenten der jordanischen Hochschule, Prof. Dr.
Sami Khasawnih, abschloss. Auch hier wurde der Austausch von StudentInnen und
Lehrenden sowie gemeinsame Forschungsprojekte verinbart. Bereits im Herbst werden
zwei Oldenburger StudentInnen der Sonderpädagogik für ein Semester nach
Amman gehen. Initiator der Kooperation ist der Sonderpädagoge Dr. Peter Sehrbock.
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