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"Bahnbrechende Grundlegung zur Ästhetik des 18. Jahrhunderts"
Germanisten legen Quellenbibliographie zur Rhetorik vor
Im April erschien nach sechsjähriger Forschungsarbeit die 1.500 Seiten
starke "Quellenbibliographie zur Rhetorik, Epistologie und Homiletik"* des 18.
Jahrhunderts. Die Arbeitsgruppe unter dem Literaturwissenschaftler Prof. Dr. Joachim
Dyck wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) und Mittel der Universität
Oldenburg gefördert.
Die grundlegende Bedeutung der Rhetorik für die Theorie der Literatur
und ihre Praxis in Deutschland des 18. Jahrhunderts ist heute unbestritten, ihre
Präsenz durch die Forschung der letzten Jahre bestätigt. Aus dem literarischen
und geselligen Leben von Gottsched und Lessing, von Herder und Wieland, von Schiller
und Friedrich Schlegel ist die Rhetorik nicht wegzudenken. Dennoch war die Frage
noch offen, mit welcher Intensität und in welchen Formen die Rhetorik im
geistigen und politischen Leben präsent war: In welchem Verhältnis stand
sie zur Ästhetik, Philosophie und Ethik? Welchen Rang behielt sie an Schulen
und Universitäten bis zum Ende des Jahrhunderts? Um diese Fragen zu klären,
liegt die "Quellenbibliographie zur Rhetorik, Epistologie und Homiletik" vor,
eine bahnbrechende Grundlegung zur Ästhetik des 18. Jahrhunderts, die die
Forschungen zur gesamten Literaturtheorie der Aufklärung und des Sturm und
Drang in Deutschland verändern wird. Für die Literatur des 18. Jahrhunderts
spielt die Rhetorik die gleiche Rolle wie für die europäische Literatur
vom Mittelalter bis zum Ende des Barock: Sie ist die einzig maßgebende Lehre
von der Textproduktion, die in den höheren Schulen und Universitäten
vermittelt wird. Sie ist aber auch verantwortlich für die Textexegese, auf
der Luther aufbaut.
Für das 17. und 18. Jahrhundert war die Rhetorik das einzige Modell sowohl
der literarischen Produktion und Rezeption als auch der literarischen Hermeneutik.
Die Rhetorik vermittelte die klassische literarische Bildung, an sie wurde der
Traditionskomplex humanistischer Philologie delegiert: Solange schöne Literatur
und ihre theoretische Begrifflichkeit etwas mit der Absicht zu tun hatten, Gedanken
und Ideen zu vermitteln und auf andere Menschen wirken zu wollen - und das war
bis zum Ende des 18. Jahrhunderts der Fall -, so lange war die Rhetorik als Steinbruch
mit bereits gut und vorbildlich formulierten Einsichten da. Und der Rhetorik hat
sich die Literatur und ihre Theorie bedient, das 17. Jahrhundert auf seine, das
18. Jahrhundert auf eine andere Weise.
*Joachim Dyck, Quellenbibliographie zur Rhetorik, Epistologie und Homiletik
des 18. Jahrhunderts, Verlag Frommann-Holzboog, 3 Bände, 1450,- DM

Kontakt: Prof. Dr. Joachim Dyck, Arbeitsstelle Rhetorik, Fachbereich
11 Literatur- und Sprachwissenschaften, Universität Oldenburg, Tel.: 0441/798-3049.
Privat: 0421/447709.

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